Kronenschnitt
Um das Versorgungsgleichgewicht des Baumes nicht zu stören, muss auf die Ausgewogenheit der Schnittmaßnahme geachtet werden. Sowohl ein zu starker als auch ein zu schwacher Rückschnitt kann zu negativen Folgen führen, im schlimmsten Fall zum Absterben des Baumes.
Wird der Baum zu sehr gestutzt fehlt ihm Energie, die sonst die Blätter liefern würden. Aus diesem Grund treibt er im Gegenzug stark aus, um das Versorgungsgleichgewicht wiederherzustellen.
Wird auf der anderen Seite zu wenig abgeschnitten, kann es zu Gefährdungen des Baumes oder der direkten Umgebung kommen. Vor allem bei Schadbäumen sind umfassende Schnittmaßnahmen essentiell, damit der Baum sicher und gesund wachsen kann.
Schnittstärke
Damit der Baum keinen Schaden durch die Schnittmaßnahmen nimmt, muss auf die richtige Schnittstärke geachtet werden. Am Jungbaum oder an unbeschädigten Altbäumen können Äste von schlecht abschottenden Arten bis fünf Zentimeter Dicke und Äste von gut abschottenden Arten bis zehn Zentimeter Dicke abgeschnitten werden. Drastischere Eingriffe sind nur bei einer ausreichenden Begründung zulässig, wie beispielsweise bei Bruchgefahr.
Habitus-Erhalt
Der Schutz des Habitus, bzw. des äußeren Erscheinungsbildes des Baums ist bei jeglichen Schnittmaßnahmen zu berücksichtigen. Vor allem Jungbäume sollen eine arttypische Kronenform ausbilden können. Neben unschönen Baumkronen kann ein falscher Schnitt auch zu Astbrüchen führen, da die geschwächten Äste starkem Wind nicht standhalten können.
Verschiedene Lebensabläufe
Mobilisierungsphase
Im Frühjahr zwischen Februar und Mai werden die Wurzeln aktiviert, Blätter gebildet und viel Wasser aufgenommen.
Wachstumsphase
Von Mai bis September befindet sich der Baum in der Wachstumsphase. Das Wachstum des ganzen Baumes in die Höhe geht dabei relativ schnell. Das Wachstum des Stammes in die Breite hält meist länger an. Auch nicht jede Baumart wächst gleich. So wachsen manche Baumarten, wie die Eichen, hauptsächlich in zwei Schüben in die Länge, einmal im Frühjahr und nochmals einen Schub im Sommer (Johanni-Trieb). Andere Baumarten wie beispielsweise Weiden haben dagegen ein stetiges Längenwachstum, welches über die ganze Vegetationsperiode hin andauert.
Depositionsphase
Diese Phase, auch Speicherphase genannt, zeichnet sich durch die Einlagerung von Reserven des Baumes aus. Diese werden aus den Blättern gezogen und im Holz, vor allem in den Wurzeln und im Stamm gespeichert.
Ruhephase
Von November bis Anfang März befindet sich der Baum in der Ruhephase. In dieser Zeit ist der Baum inaktiv und der Wassergehalt niedrig.
Schnittzeitpunkt
Am besten eignet sich die Vegetationszeit zwischen Anfang März und Ende September für den Rückschnitt der Bäume. In dieser Periode ist das Baumgewebe aktiv und er kann direkt auf den Schnitt reagieren. Zudem sind in dieser Zeit Totholz und geschwächte Baumteile leichter auszumachen. In dieser Zeit dürfen allerdings nur kleiner Maßnahmen umgesetzt werden. Zum einen brüten in diesen Monaten viele Vögel in den Bäumen, zum anderen wird dem Baum bei zu starken Schnitten wichtige Energie genommen. Diese stark beeinträchtigen Maßnahmen sollten idealerweise in der Mobilisierungsphase oder Speicherphase unternommen werden. Auch bei Temperaturen unter -5°C sollten starke Schnittmaßnahmen nicht durchgeführt werden.
Techniken der Schnittführung
Bei der Schnittführung sollte auf mehrere Punkte Rücksicht genommen werden.
- Möglichst schnelle Wundheilung durch Kallusgewebe
- Bestmögliche Abschottung
- Keine Folgeschäden (bspw. Pilzbefall)
- Kein Versorgungsschatten am Rand der Wunde
Astschnitt
Äste werden mit dem sogenannten Entlastungsschnitt entfernt. Dieser beinhaltet drei verschiedene Schnitte und vermeidet das Ausreißen der Rinde an der Schnittstelle. Dabei sollte weder ein Stummel übrigbleiben, noch zu tief in den Baum gesägt werden. Der erste Schnitt wird unten am Ast angesetzt, der zweite von oben, um den Ast vollständig abzutrennen. Im letzten Schritt wird der überstehende Stummel am Astring entfernt.
Schnitt am Astring
Astringe sind Verdickungen, die häufig zwischen Stamm und Ast, bzw. Hauptast und Ast auftreten. In vielen Fällen sind sie ein Zeichen dafür, dass der Ast abgestoßen wird und treten häufig bei toten Ästen auf. Beim Schnitt ist zu beachten, dass der Astring nicht angeschnitten werden darf, ansonsten wird der Ast ganz normal mit dem Entlastungsschnitt entfernt.
Schnitt an der Astrindenleiste
Auch die Astrindenleiste verbindet Stamm und Ast. Man erkennt sie an einer Strukturveränderung der Rinde. Auch hier wird der Entlastungsschnitt genutzt, um den Ast sicher abzutrennen. Beim letzten Schnitt, ist darauf zu achten nicht zu tief ins Holz zu schneiden. Wo genau dieser Schnitt gesetzt wird ist im Einzelfall vor Ort zu entscheiden, sollte aber relativ nah am Baum angesetzt werden.
Natürliche Astreinigung
Bäume stoßen im Laufe ihres Lebens beschädigte oder tote Äste ab. Diese fallen normalerweise früher oder später von alleine ab. In Siedlungs- oder Stadtumgebungen kann das allerdings gefährlich werden. Aus diesem Grund müssen bei der Kronenpflege frühzeitig potentiell gefährliche Äste ausgemacht werden, um diese präventiv zu entfernen und dem unkontrollierten Abfallen des Astes vorzubeugen.
Wundverschlussmittel
Nach Schnittmaßnahmen ist es nicht zwingend notwendig Wundverschlussmittel auf die Schnittfläche aufzutragen. Es kann zur Verbesserung der Wundheilung führen, darf allerdings nicht flächig aufgetragen werden, sondern nur am äußeren Wundrand. Anderenfalls kann es zu Pilz- und Feuchtigkeitsbildung am Holz kommen.
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