Stadtbäume im Klimawandel

Um dem Klimawandel entgegenzuwirken gibt es viele Ansätze, es wird weniger Fleisch gegessen, auf Plastik verzichtet und statt des Autos das Fahrrad genommen. Doch nicht nur Menschen spielen eine entscheidende Rolle beim Kampf gegen den Klimawandel, auch CO2-Speicher wie Moore, Permafrostböden und Wälder. Bäume können sehr viel CO2 speichern und wandeln diesen in Sauerstoff um. Es ist also kein Wunder, dass Bäume sehr beliebt sind und mittlerweile ihren Weg vom Wald in die Stadt gefunden haben und dort nicht nur zu einer Verbesserung des Gesamtbildes, sondern auch der Atmosphäre führen. Doch so gut Bäume für die Stadt sind, so schlecht kann die Stadt für die Bäume und ihre Gesundheit sein. Mehr dazu erfahren Sie in diesem Artikel.
Die letzten Jahre waren die heißesten und trockensten seit Beginn der Aufzeichnungen, Tendenz steigend. Das nimmt Einfluss auf das ganze Ökosystem, unter anderem die Pflanzenwelt. Stadtbäume sind dabei keine Ausnahme, auch ihnen machen die Extremwetterereignisse stark zu schaffen.

Baumreaktionen auf den Klimawandel

Lange Trockenperioden und extreme Hitze lösen bei Bäumen und vielen anderen Pflanzen sogenannten Stress aus. Die Bäume sind einer so starken Belastung ausgesetzt, dass sie versuchen sich anzupassen, indem sie beispielsweise weniger neue Triebe ausbilden und so Kräfte sparen. Nicht jede Baumart ist im gleichen Ausmaß anpassungsfähig, so sind manche besser geeignet, um dem Klimawandel und Starkwetter zu trotzen als andere. Reicht dieser Eigenschutzmechanismus allerdings nicht aus, sind erhebliche Schäden die Folge und im Extremfall das Absterben der Bäume.
Eine Nahaufnahme eines modernen städtischen Landschaftsdesigns mit erhöhten Betonplattformen mit Lücken für Bäume. Die Bäume sind in quadratischen Aussparungen gepflanzt, die mit Erde und trockenem Gras gefüllt sind. Sonnenlicht wirft scharfe Schatten auf die Oberflächen und hebt das geometrische Layout hervor.

Photosynthese im Klimawandel

Während der Photosynthese wird CO2 und Wasser mithilfe von Lichtenergie der Sonne in Sauerstoff und Zucker umgewandelt. Ist nun eine stark erhöhte CO2-Konzentration in der Atmosphäre, bringt das das ökologische Gleichgewicht durcheinander. Es ist nun mehr Kohlendioxid im Umlauf, als durch Photosynthese umgewandelt werden kann. Das hat zur Folge, dass die Bäume schneller auswachsen und größere Blätter bilden, da eine vergrößerte Blattfläche zu mehr Photosynthesprozessen führt. Das ist allerdings nur eine kurzfristige Folge, langfristig ist mit einem Rückgang der Photosynthesekapazität zu rechnen.

Auch eine erhöhte Temperatur hat starke Auswirkungen auf alle physiologischen Prozesse von Pflanzen, auch auf die Photosynthese. Eiweiße können bei übermäßiger Hitzeeinwirkung denaturieren, bzw. beschädigt werden, ein Vorgang der bereits zwischen 30 und 40° zu beobachten ist. Dadurch geht auch die Photosynthese der Bäume zurück, da die Eiweiße, bzw. Enzyme eine wichtige Rolle für die Gesundheit des Baumes spielen.

Jede Pflanze atmet über ihre Blätter. Das funktioniert über kleine Spaltöffnungen an der Unterseite der Blätter, durch die ein flexibler Stoffaustausch möglich wird und so Wasser und Nährstoffe in der Pflanze reguliert werden können. Eine steigende Temperatur führt zu einer steigenden Transpiration. Im Extremfall des Klimawandels bedeutet das auch einen erhöhten Kohlenhydratverbrauch im Winter. Dadurch fehlen ihnen wichtige Nährstoffreserven im Winter und sie werden anfälliger für Schäden durch Umwelt und Parasiten.

Trockenstress und Baumwasserhaushalt

Wie bereits erläutert, werden die Trocken- und Hitzeperioden in den nächsten Jahren noch zunehmen. Besonders für Stadtbäume, die ohnehin eine schlechtere Nährstoffversorgung haben als Bäume im Wald, leiden unter dieser Prognose. Ihnen fehlen nicht nur Nährstoffe und Wasser, sondern sie werden durch diese Schwächung auch anfälliger für Parasiten und Schädlinge. Bekannt ist dieser Zustand als Trockenstress bei Bäumen.

Bäume können ihren Wasserhaushalt in geringem Maße selbst regulieren. Kurzfristiger Wassermangel kann durch Schließen der Spaltöffnungen ausgeglichen werden. Dabei geht allerdings auch die CO2-Aufnahme und damit die Photosynthese zurück. Dauert die Trockenperiode länger an, kann das Schließen der Spaltöffnungen den Wasserverlust allerdings nicht eindämmen und so entstehen Schäden an den Blättern, welche trocken werden und sich einrollen.

Bei langfristigen Trockenperioden wie sie uns bevorstehen, können sich Bäume an die neuen Bedingungen anpassen. Diese Anpassung kann verschiedene Formen annehmen, wie eine stärkere Blattbehaarung, eine Verdickung der äußersten Blattschicht oder ein tieferes Einsenken der Spaltöffnungen.

Wie anfangs erwähnt sind manche Bäume stressresistenter und anpassungsfähiger als andere. Somit ist es wahrscheinlich, dass in der Stadt zukünftig anpassungsfähigere Bäume gepflanzt werden, da der Wasserverbrauch der anderen Bäume zu hoch ist und durch natürliche Bewässerung nicht mehr gedeckt werden kann.

Bedeutung des Klimawandels für die Baumpflege in urbanen Räumen

Baumpflanzung:
- Baumstandorte in der Stadt müssen genug Wurzelraum und somit Wasser- und Nährstoffgrundlage bieten.
- Es gibt Substrate, die eine große Wasserspeicherung ermöglichen. Diese werden in Zukunft vermehrt verwendet werden.
- In Baumschulen wachsende Bäume werden auf die klimawandelbedingten Veränderungen vorbereitet und abgehärtet.
- Bäume, welche in trockenen Regionen heimisch sind (Ostasien, Südosteuropa) werden bei uns häufiger vorkommen.
- Eine hohe Artenvielfalt der Stadtbäume sichert den Bestand vor Ausfällen.

Baumpflege:
- Erhöhte Vorsage/Aufwand bei der Pflanzung
- Baumschnitte zur richtigen Zeit
- Besonderer Schutz der Wurzeln und des Baumstammes bei Bauarbeiten
- Bodenverdichtung und -versiegelung reduzieren, bzw. vermeiden

Ein moderner urbaner Innenhof mit einem gepflasterten Gehweg, der von üppigen grünen Rasenflächen und hohen Bäumen gesäumt ist. Gebäude mit Glaswänden säumen beide Seiten des Weges und spiegeln das Grün im Freien wider. Helles Sonnenlicht unterstreicht die saubere und ruhige Umgebung.
Bildnachweis: istock: karelnoppe, beekep Jarama, 
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